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1980
- 2005 |
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1998 - Was bedeutet eigentlich "Matapalo"?
1998 geht die Onkelzdiskussion munter weiter. Stephan, der sich
inzwischen ein kleines Grundstück in Mittelamerika gekauft hat
und dort zum surfen hinfliegt, schreibt ein
surf-gitarren-inspiriertes friedliches Instrumental Stück mit
dem Titel "Matapalo". Daß dieser spanische Name für die
südamerikanische Würgefeige steht und daß es in Süd- und
Mittelamerika viele Strände gibt, die so heißen, weiß die Presse
allerdings nicht. Also kramen mehrere Journalisten, allen voran
die dpa, ihren Langenscheidt heraus und siehe da: "matar"
bedeutet töten und ein "palo" ist eine Latte, ein Kantholz oder
eben ein Baum. Schon wird das friedliche Stück über die
Würgefeige, über "den Baum der tötet" = "Matapalo" mit
"Totschläger" übersetzt und schon werden die Musiker als "in die
Jahre gekommene Plattenmillionäre mit Großgrundbesitz in
Spanien" bezeichnet. Dieser eher lustige Ausrutscher der
uninformierten Presse ist jedoch nur ein kleiner Zwischenfall im
bizarren Gesamtbild der Medienlandschaft. |
Fotosession Amsterdam 1998
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Zum ersten Mal auf Platz 1. der Charts
Als die Böhsen Onkelz im Herbst ihr dreizehntes Studioalbum "Viva los
Tioz" veröffentlichen, platzt der Knoten. Die Scheibe verkauft über
300.000 Einheiten in den ersten 48 Stunden nach der Veröffentlichung und
steigt von null auf Platz 1 in den Media Control Top 100 Longplay Charts
ein. Ebenso steigt die Single "Terpentin" auf Platz 7 der Single Charts
ein. Unangenehm für Radio- und Fernsehsender wie Viva und MTV, die in
ihrer Chartshow keinen Nr. 1 Clip zeigen können, und sich mit
unzulänglichen Anti-Onkelzstatements aus der Affaire zu ziehen
versuchen. Unangenehm auch für große Ladenketten wie WOM, die ihre
Chartregale erneut umsortieren müssen. Die Musikindustrie ist empört und
verärgert, nicht nur über die 1 in den Charts, sondern auch darüber, daß
die Onkelz aufgrund der hohen Verkaufszahlen für den "Echo" in der
Sparte "beste Rockband national" nominiert werden. Ist die Nominierung
noch von den Verkaufszahlen abghängig, so ist die Verleihung des Preises
eine reine Symphatieangelegenheit und von daher, geben sich die Onkelz
keinen Illusionen hin, daß sie den Preis jemals erhalten werden. Für den
Fall einer unerwarteten Verleihung jedoch, entscheidet man sich
bandintern bereits im Vorfeld für eine Ablehnung des Preises.
Die 98er Tour, seit mehr als einem halben Jahr im Voraus ausverkauft,
führt die Onkelz mit 26 Konzerten durch Deutschland und Österreich.
Erstmals spielen sie auch in Bozen und Straßbourg.
Besondere Erwähnung sollte hier der Song "Ohne mich" vom neuen Album
finden, in dem sich die Band deutlich gegen die Diffamierungen von links
und rechts äußert.
Pressestimmen im Jahre 1998, die für sich
sprechen
Frage: "Ihr wart ca. 3 1/2 Jahre Skinheads. Was hat euch bewegt, die
Szene 1986 endgültig zu verlassen?"
Gonzo: "Genau dasselbe, was mit dem Punk passierte, wiederholte sich bei
den Skins. Kommerz ohne Ende, diese Schuhe sind "in", diese Schuhe
"out", usw... Außerdem haben damals viele rechte Parteien versucht, die
Skins in ihr Lager zu ziehen, bei vielen erfolglos, aber eine neue
Generation wuchs nach und wandte sich den Rechten zu. Wir hatten darauf
keinen Bock."
Frage: "1991 habt ihr auf euren Konzerten Flyer verteilt und im
Booklet eurer CD "Wir ham' noch lange nicht genug" einen eindeutigen
Kommentar zu eurer Einstellung gegeben. Was hat euch dazu veranlasst?"
Gonzo: "Unser Bild in der Öffentlichkeit zum einen. Aber noch mehr
Anlass waren die Rechten, die versuchten, uns vor ihren Karren zu
spannen."
aus "Spektrum", Schülerzeitung am
Inda-Gymnasium, Aachen, Sommer '98
Frage: "Auf der neuen Scheibe ist ein textlich sehr interessantes
Stück "Ohne mich", in dem Ihr Euch auch erstmals in einem Stück sowohl
gegen rechte als auch linke Anfeindungen wendet."
Stephan: "Es geht hier nicht um Linke im Allgemeinen, sondern um
Linksextreme. Und da in erster Linie um die Antifa, die uns mehrfach
extrem denunziert hat. Prinzipiell finde ich eine rechte Strömung
beschissener als eine linke. Ich kann mich zumindest mit der linken
Seite mehr anfreunden."
Frage: "Ihr habt ja das Problem, dass Ihr trotz eindeutiger
Ansagen Euer Fascho-Potential nicht so ganz loswerdet. Wie erklärt Ihr
Euch, dass trotz konsequenter Stellungnahme diese Leute nach wie vor auf
Euren Konzerten präsent sind?"
Stephan: "Glücklicherweise können wir festhalten, dass das ein
verschwindend geringer Teil ist. Ich gebe dir natürlich Recht, dass
diese Leute auf den Plan gerufen werden. Genau erklären kann ich es mir
nicht - ich denke, wir haben uns mehr als einmal klar zu diesem Thema
geäußert und Stellung bezogen. Ich glaube, es ist dem letzten Idioten
eigentlich klar, dass wir mit solchen Sachen nicht konform gehen.
Nichtsdestotrotz kannst Du den Leuten, solange sie sich nicht eindeutig
als Rechte zu erkennen geben, sprich durch Embleme, T-Shirts oder auch
den Hitlergruß, ja nicht sagen: 'Du bist ein Fascho' Wir kennen die
Leute hier ja nicht. Wir müssen darauf achten, dass solche Leute, die
sich zu erkennen geben, nicht rein gelassen werden."
aus "Hempels Straßenmagazin", Kiel, Oktober
'98
Frage: "Eure rechtsradikale Vergangenheit bleibt an euch
haften..."
Stephan: "Wir sind jetzt Mitte Dreißig und das ganze liegt so weit
hinter uns. Wir waren damals noch jung und dumm und haben uns keine
Gedanken über irgendwelche Ideologien gemacht."
Frage: "Habt Ihr nach wie vor die Art von Nationalstolz, den Ihr
zum Beispiel in "Deutschland" von 1984 zum Ausdruck bringt?"
Stephan: "Heute sind wir nur noch Patrioten, wenn Fußball gespielt wird.
Leute, denen die Identifikation fehlt, verstecken sich hinter
Nationalstolz. Wir wollen die Fans durch unsere Musik vereinen, ihnen
eine andere Identifikation anbieten." aus "HNA
Sonntagszeit", 18.10.98
Frage: "Textlich am interessantesten finde ich "Ohne mich", ein
Lied über die Anfeindungen aus dem rechten und linken Lager..."
Stephan: "Da muss man ein bisschen differenzieren, denn es geht hier
nicht um Linke im allgemeinen, sondern um Linksextreme, speziell die
Antifa. Es geht hier auch nicht darum, einen anti-faschistischen Kampf
negativ zu bewerten, da ich einen solchen für absolut nötig halte."
Frage: "Was kotzt Dich mehr an, Anfeindungen aus dem rechten oder
dem linken Lager?"
Stephan: "Prinzipiell finde ich 'ne rechte Strömung beschissener als
eine linke, mit der ich mich dann doch mehr anfreunden kann. Die
Argumente der rechten sind halt ziemlich doof."
aus "Animalize", Okt./Nov. '98
Noch ein Interview, das nicht gesendet wurde
Auch der Berliner Radiosender "Radio Fritz" schickt einen Redakteur, dem
Stephan in der Lobby des Pelikan-Sheraton Hotels in Hannover nachts um
01:00 Uhr zwei Stunden lang Rede und Antwort steht. Der Redakteur Aditia
Sharma stellt sehr intelligente Fragen und erhält von Stephan sehr
intelligente Antworten. Warum das Interview nie veröffentlicht wird,
soll bis zur nächsten Tour im Jahr 2000 ein Rätsel bleiben.
Und wieder mal MTV
Aufgrund der hohen Verkäufe, ohne jede Werbung und aufgrund der
ständigen Präsenz in der Presse, und der sensationellen
Chartplazierungen meldet sich im Laufe der '98er Tour, der Fernsehsender
MTV erneut bei den Onkelz. Die sporadische Zusammenarbeit mit dem Sender
geht bis 1994 zurück, als es mehrere Treffen mit Steve Blame gegeben
hat. MTV wünscht sich einen Videoclip, den sie in ihrer Chartshow zeigen
können. Stephan gibt ein längeres Interview, das für die Sendung "News
Bulletin" zusammen geschnitten wird. MTV beteuert, dass, wenn es ein
Video gäbe, sie es sofort zeigen würden. Die Onkelz bleiben skeptisch
und entschließen sich nichts zu überstürzen. |