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1993 - Stephan bei MTV
Als Teilnehmer an einer Diskussion über Hate Rock, spricht Stephan, neben Campino, Jean Paul Gaultier und Nina Hagen in einer Folge der Reihe "Free your mind" auf MTV im Frühjahr 93.

Hennef 1993

v.l.n.r. Pe, Kevin, Gonzo, Stephan

Es gibt aber auch Onkelzbefürworter
Obwohl sich bereits namhafte Persönlichkeiten, wie Wolfgang Niedecken, Daniel Cohn-Bendit, Matthias Beltz, Klaus Farin oder Alice Schwarzer positiv über die Band äußern, obwohl sogar die FAZ darauf hinweist, daß es vielleicht klüger wäre, die Böhsen Onkelz als Tool, als Werkzeug also, einzusetzen, um so den nach Identität suchenden Jugendlichen ein positives Beispiel der Veränderung nahe zu bringen, reagiert die Musikindustrie und die Presse mit immer haasträubenderen Hetzartikeln. Dass sogar der Spiegel die Band als Speerspitze der rechtsradikalen Musikszene darstellt und gleichzeitig ein falsches Foto veröffentlicht, soll als kleiner Nachweis für die skandalöse, schlampige Recherche genügen. Der Ausstieg der Band aus der Skinheadszene wird von den Medien plötzlich auf 1990-1992 verlegt, also als etwas gerade Stattgefundenes dargestellt, als etwas, das man nur aus finanziellen und marketingtechnischen Beweggründen hatte machen müssen. Die 92er LP "Heilige Lieder" wird als die gerade wegen Ausländerfeindlichkeit und Naziverherrlichung indizierte LP "der nette Mann" ausgegeben und überall wird mit falschen Fakten und dreisten Lügen Verwirrung gestiftet. Zum Jahreswechsel 92/93 hatte es vor der Frankfurter Festhalle ein großes Anti-Rechts-Festival gegeben, dass von den Konzertriesen Lieberberg und Rau veranstaltet wurde. Man hatte klugerweise vor dem Konzert auch die Onkelz eingeladen, die ohne zu zögern ihre Beteiligung versichert haben. Daraufhin haben Peter Maffay, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und andere ihren Auftritt abgesagt, mit der Begründung, dass sie sich nicht mit den Böhsen Onkelz auf eine Bühne stellen. Die logische Konsequenz der Veranstalter war daraufhin, die Onkelz wieder auszuladen und es später so darzustellen, als wenn man sie gar nicht erst eingeladen hätte. Unnötig zu erwähnen, dass die rechtsradikalen Übergriffe nach 1992 nicht weniger werden und dass die Neonazis sich von den stattfindenden Lichterketten unbeeindruckt zeigen.


Die Onkelz als professionelle, reife Band
Trotz der internen Schwierigkeiten innerhalb der Band, gehen die Böhsen Onkelz den eingeschlagenen Weg weiter. Diverse Fernsehinterviews machen die Einstellung der Band immer wieder deutlich, verändern aber nichts an der Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber den Onkelz.


Um ihren eigenen Standpunkt noch einmal ganz klar den Fans und den Medien vor Augen zu führen, veröffentlichen die Böhsen Onkelz im Herbst des Jahres bei Bellaphon zwei Alben. Eine Doppelveröffentlichung, die sofort bis auf den zehnten und elften Platz der Longplay Top 100 Media Control Charts klettert. Die beiden Konzeptalben "Schwarz" und "Weiß" sind sowohl inhaltlich, als auch musikalisch eines der reifesten Werke der Böhsen Onkelz. Auf dem weißen Album befindet sich auch der Song "Deutschland im Herbst", ein ganz klares Statement der Onkelz zur Thematik der ausländerfeindlichen Übergriffe.

 

Die Böhsen Onkelz in der Presse von 1993
Gonzo: "Die Rechten hassen uns, weil wir uns nie gescheut haben, sie darauf hinzuweisen, dass sie bei uns nichts verloren haben. Im Gegenteil, ihre politischen Ansichten stehen im Gegensatz zu unseren. Es ist jedem BÖHSE-ONKELZ-Fan bekannt, dass die ONKELZ mit Rechtsradikalismus nichts zu tun haben. Rechtsradikale, sollten sich doch ein paar zu uns verirren, kommen in unsere Konzerte erst gar nicht hinein. Oder sie werden aus der Halle entfernt, sollten sie sich erst dort durch Parolen etc. zu erkennen geben."
aus "Aschaffenburger Stadtzeitung", Januar 1993

 

Stephans Kommentar zu "Deutschland im Herbst" : "Die Vorfälle im letzten Jahr, Rostock, Mölln usw. sind an uns nicht spurlos vorbeigegangen. "Deutschland im Herbst" ist unsere Reaktion auf diese Ausschreitungen, und die Wortwahl zeigt deutlich, was wir davon halten: "Braune Scheiße", das sind diese Chaoten für mich, nicht mehr und nicht weniger."
aus "Rock Hard" November 1993

 

Stephan: "Das ist eine Reaktion unsererseits auf die Vorfälle im letzten Herbst. Für mich ein sehr wichtiges Lied, weil wir uns ganz klar von diesen Leuten abgrenzen wollen, also deutlich machen wollen, dass wir nicht mit den Rechten sympathisieren."
aus "Metal Hammer", November Herbst 1993

 

Stephan: "Gerade wir können den Kids im rechten Lager klarmachen, dass sie unrecht haben."
aus "Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt", Oktober 1993

 

Als ein Skin dann doch noch eine Rauferei anfing, unterbrach der Chef-"Onkel" Stefan Weidner das Konzert, um ihn auszuschimpfen: "Ich hab genug Gewalt gehabt in meinem Leben. Keine Gewalt auf meinen Konzerten! Verpisst euch, ihr Störkraft-Wichser!"
aus: "Taz", 19.10.1993

 

Nicht zuletzt deshalb, weil er ein für allemal klarstellen wolle, dass die BÖHSEN ONKELZ nicht mit den Rechten sympathisieren. "Allein die Tatsache, dass Tausende von Normalbürgern dabeigestanden und Beifall geklatscht haben, hat die Sache für mich sehr beängstigend gemacht."
aus "Metal Hammer" Nov/Dez 1993

 

Stephan: "Wir sehen es einfach als unsere Pflicht an, denjenigen Fans, die mit einem Bein im rechten Lager stehen, zu zeigen, wo wir stehen: nämlich bestimmt nicht rechts!"
aus: "Videothek" Nr.22, 24.11.1993

 

Stephan: "Mit der braunen Scheiße wollen wir nichts zu tun haben!"
aus Musikexpress/Sounds, Dezember 1993

 

Der Onkelzvirus bricht aus
Dass in einem solchen Klima die Onkelzfangemeinde nur immer weiter wächst und dass die Plattenverkäufe nun mit Leichtigkeit die 250.000er Marke überschreiten, erscheint da schon fast logisch. Immer mehr Jugendliche entdecken die Band für sich und sind bald hoffnungslos mit dem Onkelzvirus infiziert. Aber auch Schulbücher, Sozialarbeiter, Pfarrer, Lehrer und Uni-Professoren setzen sich mit der unangepassten Straßenlyrik der Onkelz auseinander. Die Presselandschaft, die Musikindustrie und der Handel sind komplett gespalten. Zum einen machen viele Zeitschriften ihre lupenreine, politisch korrekte Einstellung an der Ablehnung der Onkelz fest, zum anderen gibt es zahlreiche Künstler und Musiker, die sich eine Imageaufwertung davon versprechen, in dem sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Onkelz als ihr Feindbild Nr. 1 bezeichnen. Innerhalb der Fangemeinde hat es sich schon lange herumgesprochen, dass es "schick" ist, sich als Onkelzfan zu outen, um somit einen möglichst hohen Provokationsfaktor zu erzielen. Noch nie hat eine Band in Deutschland die Meinungen so gespalten, die Fans und Kritiker so polarisiert und noch nie ist eine Musikband dermaßen als Mittel dümmlicher politischer Agitation missbraucht worden.