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1992 - Kevin scheint verloren
...Er ist jetzt Alkoholiker und Heroinjunkie und kann nur noch unter äußerster Anstrengung die wenigen Konzerte absolvieren. Die Band befindet sich in ihrer größten Krise, seit ihrer Gründung im Herbst 1980. Während Kevin täglich 2 Liter Jägermeister und mehrere Gramm Heroin konsumiert, während er zielstrebig an seiner eigenen Vernichtung arbeitet, stellt sich Stephan in unzähligen Pressekonferenzen und Interviewterminen den Vorwürfen.


Bellaphons glücklicher Griff
Das achte Studioalbum "Heilige Lieder" erscheint auf dem Bellaphon-Label und bringt die Onkelz erstmalig in die Top Ten

Frankfurt 1992

v.l.n.r. Pe, Stephan, Gonzo, Kevin

Die Presse von 1992, ein Höhepunkt schlechter Recherche und die Onkelz stürmen die Charts
Der neue Begriff "Rechtsrock", ein Medienphänomen von erlogener Größe. Die Böhsen Onkelz sind an allem schuld und Distanzierungen im TV Gonzo: "Dass Fremdenhass gestoppt werden muß, ist wohl allen klar, die noch einen vernünftigen Gedanken im Kopf haben!" aus "Action Club", Zeitschrift der Sparkasse 1822, Frankfurt, Jan/Feb. 1992 Im Jahre 1992 erreicht der Pressekrieg gegen die Böhsen Onkelz einen vorläufigen Höhepunkt. Die Berichterstattung nimmt immer groteskere Ausmaße an. Als sich im Frühjahr die "Live in Vienna"- Aufnahmen, als VHS-Verkaufsvideo und als Doppel- Live-Album sehr gut verkaufen und als die Veröffentlichung des Sommers '92, das achte Studioalbum "Heilige Lieder", ohne Werbung, ohne Radioairplay und ohne Videoclip von null auf Platz 5 der deutschen Media Control Charts schießt, bricht ein Sturm der Empörung los. Die Platte verkauft über 200.000 Einheiten in kürzester Zeit und erstmals wird der medienwirksame Begriff "Rechtsrock" unter die verängstigten Leser gebracht. In vielen Artikeln der Tagespresse wird den Onkelz die Schuld an den rechtsradikalen Übergriffen in Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Hünxe u.a. zugewiesen. Man bezeichnet sie als die Speerpitze der Neonaziszene, nennt sie mit rechtsradikalen Fascho-Bands in einem Atemzug, obwohl diese Bands nicht mehr als 500 Platten verkaufen, und manche Journalisten sind sich nicht zu schade, Onkelztexte rückwärts abzuspielen und Buchstaben zu verdrehen, um versteckte faschistische Botschaften nachzuweisen. Bereits nach dem vorangegangenen Album 1991, hatte sich die Band dazu entschlossen, überhaupt keine Interviews mehr zu geben. Die Vorfälle in Deutschland allerdings zwingen die Böhsen Onkelz dazu, sich noch deutlicher zu erklären und so beginnt nun Stephan Weidner im Herbst des Jahres damit, im Wochentakt von einem Interviewtermin zum nächsten zu eilen.

Namensänderung
Gleichzeitig erlangt die leidige "Raider heißt jetzt Twix"- Diskussion einen neuen Höhepunkt. Man legt der Band von allen Seiten nahe, sie solle ihren Namen ändern. Unter einem neuen Namen, würde man ihnen alles verzeihen. Lukrative Angebote werden der Band unterbreitet, sie solle auf englisch singen, solle sich jetzt die "lieben Tanten" o.ä. nennen und dann würde man wieder für Auftrittsmöglichkeiten sorgen und ihre Songs im Radio spielen. Die Band lehnt diese Angebote ab. Man ist sich einig, dass genau die Leute, die eine Namensänderung fordern, auch die Leute sind, die ihnen diese Namensänderung später vorwerfen würden. Stephan beteuert immer wieder, dass eine Änderung des Namens, nichts mit der Änderung einer Einstellung oder Geisteshaltung zu tun habe, dass er immer noch der gleiche Mensch sei und daß er lieber zu seinen begangenen Fehlern stehe und darüber spreche, als diesen einfachen Weg einzuschlagen.
Die Reaktionen der Presse sind entsprechend. Die Schlagzeilen übertrumpfen sich fast täglich in immer absurderen Blutrünstigkeiten, wie z.B. "Tötet ihre Kinder, vergewaltigt ihre Frauen" (Leipziger Volkszeitung), "Neu-Isenburg zittert vor den Böhsen Onkelz" (Darmstädter Echo), "Stoppt die rechten Rocker" (Express), "Tarnung ist alles" (Tempo), "Der Fascho-Sound ist in!"(Pop Rocky).
Die Bildzeitung weigert sich eine Anzeige der Onkelz gegen Ausländerhass zu schalten und bundesweit sorgen die Medien dafür, dass der Name "Böhse Onkelz" nun ein Synonym für rechtsradikale Musik zu sein scheint. Eine geplante Tour für den Herbst 92 kann nur unter erheblichem Gegendruck stattfinden, wobei mehr als die Hälfte der Konzerte abgesagt werden muss, da sich Statdverwaltungen und Landesregierungen einschalten und die Hallenpächter unter Druck setzen. Kleine CD-Läden, die die Alben der Böhsen Onkelz vertreiben, werden Opfer von Anschlägen der Antifa, ebenso werden Stadtplakatierer und Ticketverkäufer von Autonomen bedroht.