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1980
- 2005 |
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1988 - Onkelz? Nie gehört!
Im Jahr 1988 gibt es, wie auch schon im vorangegangenen Jahr
keine Konzerte. Die Massenmedien interessieren sich noch immer
nicht für die Geschichte der Böhsen Onkelz. Weder ihre Musik,
noch ihr Ausstieg aus der Skinheadszene wird in der Tages- oder
Stadtpresse erwähnt. Der Metal Hammer macht den ersten Schritt
im Februar ?88. Nachdem er bereits im Vorjahr die "Onkelz wie
wir" als "Nazi-Skin-Platte" verrissen hatte und nachdem sich
Stephan und Gonzo daraufhin bei der Redaktion beschwert hatten,
lädt der damalige Chefredakteur Edgar Klüsener die beiden
Musiker zu einem Gespräch ein. Hier einige Auszüge:
Stephan: "Vor allem in den letzten Jahren ist ein Teil
der Skins klar nach rechts abgedriftet. Tatsache ist, daß auch
politische Organisationen versuchen, direkten Einfluß auf Skins
zu gewinnen. Das geht soweit, daß sie zu unseren Konzerten
kommen und Stände aufbauen oder Flugblätter verteilen wollen.
Das lassen wir jedoch unter keinen Umständen zu. Die fliegen
ganz einfach raus!" |
Böhse Onkelz 1988
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v.l.n.r. Kevin, Stephan, Pe, Gonzo
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(...)
Stephan: "Einer von uns zum Beispiel hat den Wehrdienst verweigert und
leistet zur Zeit seinen Zivildienst ab - aus welchen Gründen auch immer.
Und da sagt man uns noch ernsthaft nach, wir würden Neo-Faschisten
unterstützen oder seien gar selbst welche. Wir sind zwar Musiker, aber
keine Idioten!"
(...)
Stephan: "Was heute noch als Skinhead auftritt, hat meistens nichts mehr
mit dem zu tun, was ursprünglich mal das Skin- Movement war. Übrig
geblieben sind oft nur noch die, die tatsächlich rechtsradikal
eingestellt sind. Die anderen, die von Anfang an dabei waren und die
Bewegung mit aufgebaut haben, die haben sich inzwischen weitgehend
abgesetzt und distanziert."
(...)
Stephan: "Es war eine Bewegung der Kids von der Straße und eine
Bewegung, die aus der Arbeiterklasse entstanden ist, aus der Klasse
also, aus der auch wir stammen und in der wir verwurzelt sind. Eine
andere Sache allerdings ist, dass für uns die Politik, so wie sie uns
von den herrschenden gesellschaftlichen Gruppen und Parteien jeden Tag
vorgespielt wird, absolut unglaubwürdig geworden ist. Politik ist ein
pures Gerangel um Macht und Geld. Der Mensch und seine Bedürfnisse
gelten nichts. Die einzige Partei, die zur Zeit noch einen Hauch von
Glaubwürdigkeit besitzt, sind die Grünen. Sie könnten eine echte
Alternative bieten, wenn sie zur Geschlossenheit zurückfinden würden."
(...)
Stephan: "Als wir erstmals mitbekamen, wohin der Zug plötzlich fuhr, auf
dem wir als Kultband der Skins irgendwo mit draufsaßen, haben wir damit
begonnen, gegen unsere eigenen Leute zu schreiben, um irgendwie zu
bremsen."
(...)
Stephan: "Seitdem sind wir alle noch um einiges bewusster geworden. Wir
glauben, dass unser einzige Chance sowohl musikalisch, wie auch
menschlich-politisch im Crossover liegt. Es hat keinen Sinn, wenn
Glatzen auf Punks, Metaller auf Hippies und jeder gegen jeden losgeht.
Statt uns zu bekämpfen, sollten wir viel mehr zusammenhalten gegen die,
die uns alle zusammen be- und unterdrücken, gegen korrupte Politiker,
Umweltzerstörer, Kriegstreiber und gegen ein politisches System, für das
der Einzelne Dreck ist."
aus "Metal Hammer" Hard Rock Zeitschrift "Böse ja, rechtsradikal nein"
von Edgar Klüsener, München Februar 1988
Kurz daruf druckt das semi-professionelle Heavy Metal Magazin "Mega
Mosch" im Sommer 1988 ein weiteres Interview mit Stephan Weidner ab. Es
folgen Auszüge.
Stephan: "Es gab dann halt regelmäßig Ausschreitungen und uns
wurde ein faschistisches Image angelastet, worauf die Veranstalter halt
auch keinen Bock hatten, was ein Auftrittsverbot für uns in Frankfurt
und Umgebung zur Folge hatte. So hat sich das dann halt entwickelt und
immer mehr verschlimmert, durch Mund-zu-Mund-Propaganda."
(...)
Stephan: "Ja, das ist richtig. Zu dieser Zeit (84) waren wir halt auch
Skins gewesen und haben voll hinter der Bewegung gestanden. Wir wollten
deshalb auch eine Platte für diese Bewegung machen. Inzwischen haben wir
mit dieser Szene eigentlich nichts mehr am Hut."
(...)
Stephan: "Rock-O-Rama haben uns finanziell ziemlich beschissen und
nahmen außerdem immer mehr rechte Gruppen in ihr Repertoire auf, was uns
auch nicht so gelegen hat."
aus "Mega Mosch" Heavy Metal Zeitschrift, Sommer 1988
Die legendäre "28"
Inzwischen hat auch Kevin der Skinheadszene abgeschworen. Er legt die
Hosenträger und die Stiefel ab und läßt die Haare wachsen. Gleichzeitig
steigt aber auch sein Drogenkonsum. Hat er früher noch gekifft, gesoffen
und Leim geschnüffelt, wechselt er jetzt zu Kokain, LSD, Speed und
Ecstasy. Seine Wohnung in der Weberstraße 28, kurz "die 28" genannt
entwickelt sich immer mehr zur Drogenhöhle und am Anfang hängt auch der
Rest der Band mit drin. Vor diesem Hintergrund bringt die Band bringt im
Herbst '88 ihr fünftes Studioalbum "Kneipenterroristen" und damit ihr
zweites Album bei Metal Enterprises heraus. Die Platte wird von der nun
wachsenden Metal-Fan-Gemeinde begeistert gekauft. Es werden bis zum
Oktober 15.000 Einheiten abgesetzt, was darauf schließen läßt, daß die
Fangemeinde nicht mehr nur aus Glatzen besteht, denn deren Anzahl
beläuft sich zu dieser Zeit laut Verfassungsschutzbericht auf rund 2500
Personen. Die Skinheadsezene hat mit den Onkelz ihre professionellste
Band verloren und das Vakuum ist nicht zu füllen. Weit und breit ist
keine Band in Sicht, die auch nur annähernd an den Kultstatus der Onkelz
heran kommt. Wütend macht sich die Szene in den Artikeln ihrer Fanzines
Luft und beginnt massiv damit, die Onkelz als "langhaarige Hippies", "Motherfucker"
und "linke Zecken" zu beschimpfen. |