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1980
- 2005 |
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1987 - Nach dem Ausstieg
Das Jahr 1987 markiert das zweite Jahr
nach dem Ausstieg der Böhsen Onkelz aus der Skinheadszene und
ihr erstes Metal Album, das im Sommer des Jahres bei Metal
Enterprises erscheint. "Onkelz wie wir" erspielt sich schnell
den Ruf einer reinen Rockscheibe innerhalb der wachsenden
Fangemeinde. Die Presse ist immer noch weitgehend
uninteressiert. Nur einige Musikmagazine haben von dem Ausstieg
der Onkelz aus der Glatzenbewegung etwas mit bekommen, wollen
die Wandlung aber nicht anerkennen. Das einzige Dokument aus
dieser Zeit, ist ein längeres Interview, dass der Soziologe
Markus Eberwein mit den Böhsen Onkelz im Rahmen des Buchprojekts
"Skinheads in Deutschland" durchführt. Hier einige Auszüge:
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Kneipenterroristen
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v.l.n.r. Kevin, Stephan, Gonzo, Pe
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Stephan: "Und wenn man dann hier so was liest: "Früher eine aufmüpfige
Punkband, ist die Kapelle unter ihrem Lead-Sänger Ian Stuart inzwischen
voll auf der Linie der faschistischen "National Front". "Skrewdriver"
hat überall in Europa Nachahmer gefunden. Die Gruppen nennen sich "Blut
und Ehre", so in der Schweiz, in Frankfurt "BÖHSE ONKELZ" oder in
Westberlin "Kraft durch Froide".
Pe: "Es gibt sicherlich Gruppen, die faschistisches im Sinn haben!"
Gonzo: "Aber mit so was haben wir nie was am Hut gehabt!"
Pe: "Dazu gehören wir aber wirklich nicht!"
Gonzo: "Von wegen parteipolitisch: Ist nie was gelaufen bei uns!"
Kevin: "Politik ist ja total uninteressant. Das ist überhaupt kein
Thema, weil Politik ist in diesem Land undurchführbar. Deswegen
interessiert mich Politik einen Scheißdreck, ja? Ich will nur leben, wie
ich will, das ist alles. Politik und sich politisch überhaupt zu
organisieren ist das Letzte! Das ist so eine Zeitverschwendung. Also in
der Zeit kann ich etwas Besseres machen."
(...)
Stephan: "Man muss sich mal eins überlegen. Wir waren damals, wo es
angefangen hat, dabei und haben die ganze Bewegung mit aufgebaut. Und
dann siehst du, wie ein paar Idioten die ganze Sache kaputt machen."
(...)
Stephan: "Und bei uns hat es aufgehört, wo der Punk ins Linke
reingezogen worden ist. Punk bedeutete am Anfang für uns nur,
Außenseiter zu sein und Spaß zu haben."
Kevin: "Und so ist es jetzt auch bei den Skins, das wird nur ins Rechte
gerückt. Und da hört es für mich dann auch auf. Genauso war es damals
als Punks."
Gonzo: "Die Linken haben sich die Punks unter den Nagel gerissen und die
Rechten versuchen sich die Skins unter den Nagel zu reißen."
Kevin: "Also ein richtiger Skinhead ist politisch total negativ
eingestellt, politlos."
(...)
Gonzo: "Wir waren als Punks politisch uninteressiert gewesen. Dann haben
wir gesehen: jetzt kommt das Ganze in eine politische Sache rein, was
machen wir jetzt? Das wollen wir nicht, wir wollen mit den Leuten nichts
zu tun haben! Naja, ich weiß auch nicht, wie es kam: jedenfalls wurden
die Haare kürzer, und dann sind wir Skinheads gewesen. Dann waren wir
zwar noch dieselben wie vor einem halben Jahr, aber wir sind nicht
Skinheads geworden aus dem Grund, weil: Sieg Heil! Und rechts!"
Kevin: "Auf keinen Fall!"
(...)
Kevin: "Man wollte halt alles ein bisschen mehr auf Härte machen,
anstatt so auf: viel trinken, und Koma, und: Eh, ihr Blöden! Und nichts
mit Politik, von wegen: `Heil Hitler!` Das überhaupt nicht, was soll
denn das? So?n Quatsch! Ich meine, wenn man damals leben würde. Ist doch
Scheiße! Ich meine, in der Hitlerjugend hier, ich würde mir doch die
Kugel geben! Was soll das denn?"
Gonzo: "Stell dir mal vor, da wärst du ein größeres Arschloch als die
Bullen!"
Kevin: "Da hast du zehn Arschlöcher am Tag, die dir sagen, du sollst das
und das machen. Das ist einfach logisches Denken, dass so eine Politik
Scheiße ist!"
(..)
Kevin: "Ich lasse mir doch von keinem Arsch sagen: Weil ich Skinhead
bin, muss ich jetzt singen: `Sieg Heil!` und `Gewalt!"
aus: "Skinheads in Deutschland" von Markus Eberwein und Josef Drexler,
Selbstverlag, Hannover/München 1987)
So, wie der Song "Stolz" wohl für viele Jugendliche der Einstieg
in die Sezene gewesen sein mag und so, wie, der Song "Deutschland" den
nicht ganz ungefährlichen Patriotismus thematisierte, genauso gilt der
Song "Erinnerungen" auf dem Album "Onkelz wie wir" als der klassische
Ausstiegssong und wird von den Fans, die ähnliche Erfahrungen gemacht
haben, begeistert aufgenommen.
Für die Böhsen Onkelz war damit ihre Zugehörigkeit zur
Skinheadszene abgeschlossen, der Ausstieg vollzogen und dokumentiert.
Man muss jedoch davon ausgehen, dass die Medien von dieser Entwicklung
nichts mitbekommen haben und dass die Bewusstwerdung der Böhsen Onkelz
zu diesem Zeitpunkt kein Thema darstellte. Anders sind die späteren
Recherchefehler und Behauptungen insbesondere der Tagespresse nicht zu
erklären. |