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1980
- 2005 |
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1986 - Kevin und die Tattoos
1986 ist das Jahr, in dem Kevin seine Laufbahn als Tättowierer
beginnt. Er hat schon seit geraumer Zeit am eigenen Körper
experimentiert, hat hunderte von Zeichnungen entworfen und
findet nach seiner Lehre als Matrose, die mit einem Rauswurf
endet, nun einen Job im Studio des Frankfurter Tattoo- Künstlers
Alf Diamond. Auf privater Ebene ist er mit Stephans jüngster
Schwester Moni zusammen und treibt den Alkoholkonsum und die
Gewalt auf die Spitze. |
Ausstieg aus Skinheadszene
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v.l.n.r. Kevin, Pe, Stephan, Gonzo
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Indizierung "Der nette Mann"
Die Bundesprüfstelle indiziert im September '86 das Debüt Album "Der
nette Mann" mit der Begründung der Titelsong würde zum Mord an kleinen
Kindern aufrufen, der Song "Frankreich '84" beinhalte rassistische
Tendenzen, der Song "Mädchen" sei pornographisch, der Song "Dr. Marten's
Beat" sei gewaltverherrlichend und der Song "Böhse Onkelz" würde
unreflektiert den Nationalsozialismus verherrlichen. Die Songs in ihrer
Abschrift, weisen viele Fehler und Entstellungen auf - manche Passagen
sind von der Bundesprüfstelle frei erfunden worden - und das Verbot des
Albums sorgt dafür, daß es bundesweit "Kultstatus" erlangt. Die spätere
Behauptung, die Böhsen Onkelz hätten diese Indizierung beabsichtigt, sie
sei Teil einer gewaltig angelegten Marketingkampagne gewesen, ist
unhaltbar und unzutreffend. Das Verbot der Platte kommt zwar
überraschend, wird aber von der Band schulterzuckend hingenommen.
Verdient haben sie an den ersten drei Alben sowieso nichts.
"Indizierungsbericht (pdf)"
Nochmal Rock o Rama?
Die in den letzten Jahren angestrengten Prozesse gegen das Label
Rock'O'Rama, verfolgen nur einen Zweck, nämlich die Auswertung der Alben
"Der nette Mann", "Böse Menschen, böse Lieder" und "Mexico" zu stoppen
und die Produktion einzustellen. Die Böhsen Onkelz versuchen diese drei
Alben seit Mitte der neunziger Jahre vom Markt zu nehmen. Herbert Egoldt
jedoch vertreibt diese Alben bis heute mit großem Erfolg. Die Diskussion
um die Böhsen Onkelz hat erst dafür gesorgt, daß diese drei, angeblich
"schwer zu bekommenden" Veröffentlichungen Kultstatus erlangt haben. Der
Kontakt zu Egoldt ist seit 1985 abgebrochen und findet nur noch über
Anwaltstermine statt.
Der Ausstieg und die Presse
1986 sind die Onkelz für eine kurze Zeit ohne Vertrag und ohne neue
Songs. Ein Playback-Benefiz-Gig für das S.O.S.-Kinderdorf unter der
Leitung von Manfred Sexauer verläuft mehr als chaotisch, als der
betrunkene Kevin Russell in das Schlagzeug fällt und nicht mehr alleine
hochkommt. Danach gibt es bis 1989 keine Konzerte mehr und die Presse
hat von der Band, ihrer bisherigen Geschichte und ihrem Ausstieg aus der
Skinheadszene keine Kenntnis und zeigt auch kein Interesse. Innerhalb
der Szene jedoch gibt es die wildesten Auflösungsgerüchte und Erwähnung
finden die Onkelz allerhöchstens in einschlägigen Skinheadfanzines.
Hier zwei Zitate:
Stephan: "Ein für allemal: Die Böhsen Onkelz haben sich nicht aufgelöst.
Ich weiß nicht, welcher Verrückte auf die Idee gekommen ist, dieses
Gerücht in die Welt zu setzen. Es stimmt jedenfalls nicht. Wir hatten
keine Lust mehr, uns in eine Ecke drängen zu lassen, aus der wir nicht
mehr herauskommen. Wir wollten unseren Spaß haben und das war zum
Schluss nicht mehr möglich. Für die Zukunft der Skinbewegung sehe ich
einigermaßen schwarz. Zu viele Leute, die früher die Bewegung geprägt
haben sind verschwunden, zu viele Leute, die diesen Ruf nicht halten
können, sind dazu gekommen. Wir brauchen uns von diesen Leuten nichts
vorwerfen und schon gar nichts sagen zu lassen. Wir kennen die Sache.
Die Skins, die von sich behaupten können, 4-6 Jahre dazu gehört zu
haben, kann man an einer Hand abzählen."
aus: "Singen und Tanzen", Skinheadfanzine Duisburg, Frühjahr 1986
Frage: "Ihr seid im letzten Jahr in der Alabamahalle aufgetreten, um in
einer Diskussion mit dem Thema "Skinheads" Rede und Antwort zu stehen.
Würdet ihr das heute noch mal machen?"
Stephan: "Das mit der Alabamahalle würden wir mit Sicherheit nicht noch
mal tun. Wir haben da mitgemacht, weil wir endlich mal Gelegenheit
hatten, den Ruf der Skins ein wenig in ein anderes Licht zu rücken, weg
von diesem Neo-Nazi-Klischee."
aus: "oi - the bulldog",
Skinheadfanzine Augsburg, Frühjahr 1986 |