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1980
- 2005 |
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1985 - Das zweite Album
Bereits im Ferbruar 1985 nehmen die Onkelz ihre zweite
Langspielplatte "Böse Menschen - böse Lieder" auf. Herbert
Egoldt hat zu diesem Zeitpunkt noch keinen Pfennig für die
Verkäufe der ersten LP gezahlt, ist aber der Meinung, dass
dringend ein zweites Album aufgenommen werden muss. Von diesen
Aufnahmen existiert Filmmaterial auf Video. Zusätzlich werden
die Stücke der zweiten LP in Halbplayback und in Farbe für ein
frühes Fanvideo in geringer Stückzahl aufgenommen. Auch dieses
Material liegt uns vor. Während das Cover zum "netten Mann" noch
auf dem Coverfoto (zerstörte, blutüberströmte Kinderpuppe in der
Gosse, daneben ein paar Springerstiefel) einen klaren Bezug zur
Skinheadszene aufweist, ist der Cover des neuen Albums mit einer
Zeichnung aus einem Comic wesentlich neutraler und während sich
die Songtexte des ersten Albums noch mit dem Thema "Deutschland"
auseinandersetzen, sucht man auf der zweiten Scheibe solche
Titel vergebens. Die Inhalte handeln fast ausschließlich von
Alkohol und Straßenkampf, davon, dass die Gewalt nicht mehr als
etwas Gutes und Wichtiges, sondern nun als etwas Erzwungenes,
etwas zum Überleben auf der Straße Notwendiges angesehen wird.
An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass 1985 auch
die rechten Parteien die Onkelz für sich entdecken und sie immer
wieder für "ihre Sache" zu gewinnen versuchen. |
Covershooting Mixico
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v.l.n.r. Gonzo, Kevin, Pe, Stephan |
Es
gibt während dieser Zeit zahlreiche Angebote von rechten Parteien und
Vereinigungen an die Böhsen Onkelz, auf einer ihrer Kundgebungen oder
Grillfeste zu spielen. Alle Angebote werden abgelehnt und die Böhsen
Onkelz haben bis heute keine Note für eine politische Partei
angeschlagen. In diesem Zusammenhang sind auch die Texte der beiden
Songs "Signum des Verrats" (ein Song für Mitläufer und Skinheads, die
ihre Ideale an die Politik verkauft haben) und "Hässlich, brutal und
gewalttätig" (ein Song über die plakative Darstellung der Skinheads in
den Medien) zu verstehen.
Der größte dokumentierte Glatzengig
Den vierten und größten Gig vor einer Skinheadgemeinde spielen die
Onkelz zusammen mit der englischen Band "Indecent Exposure" und den
deutschen "Die Hards" im August '85 in der Nähe von Lübeck. Vor rund 700
Glatzen und Glatzenähnlichen, von denen man einige ganz klar dem rechten
Lager zuordnen muss, lässt sich Kevin zu einer weiteren Dummheit
hinreißen. Obwohl die Band den Aufforderungen "Türken raus" oder
"Deutschland den Deutschen" vom Demotape zu spielen, nicht nachkommt,
tragen sie dennoch den Song "Deutschland" vom ersten Album vor. Die
originale Textzeile "deutsche Frauen, deutsches Bier - schwarz rot gold
wir steh'n zu Dir" wird während des Gigs von Kevin auf eigene Faust
umgestaltet und er singt nun "deutsche Frauen, deutsches Bier - schwarz
weiß rot wir steh'n zu Dir" Die Band ist außer sich vor Wut über diesen
Alleingang und es kommt zu Spannungen innerhalb der Band.
Skandalsendung "Live aus dem Alabama"
Noch immer in der Skinheadszene verhaftet, stellen sich die Böhsen
Onkelz im September einer Fernsehdiskussion zum Thema
Ausländerfeindlichkeit im Rahmen der "Live aus dem Alabama"-Serie des
Bayerischen Rundfunks. Nach dem Live Vortrag des Songs "Stolz" in einer
schnelleren Version, währendessen man Gonzo schon in Jeansweste,
Motörhead T-Shirt und Cowboystiefeln (!) auf der Bühne sieht, nehmen
Stephan und Kevin an der Diskussion teil.
Ebenfalls eingeladen sind ein türkischer Graphik-Designer und
eine griechische Abiturientin. Fast unnötig zu erwähnen, dass diese
Diskussion nicht viel bringt. Kevin, noch als traditioneller Skinhead
gekleidet, redet sich um Kopf und Kragen, in dem er tatsächlich die
Ausländer für seine persönlichen Fehler und Versäumnisse verantwortlich
zu machen versucht. Stephan ist bemüht die Diskussion seriös zu
gestalten, muss aber einsehen, daß es nichts bringt, als der Moderator
zwei jugendliche Neonazis der Wiking Jugend zu Wort kommen lässt, denen
man scheinbar vor der Sendung noch bügelfrische Onkelz T-shirts
übergezogen hat. Diese beiden Jugendlichen, die keine unpolitischen
Skinheads, sondern rechte Scheitelträger sind, dürfen ihre Hetzparolen
vortragen und sorgen somit dafür, dass auch die Onkelz in dieser
Diskussion als rechte Band dargestellt werden. Die Kernchance, die wohl
darin liegen sollte, eine fruchtbare Diskussion zu führen, wird kläglich
vertan.
"Mexico" - die letzte Rock o Rama
Veröffentlichung
Im Herbst 1985 entscheiden sich die Böhsen Onkelz dazu, ihren Vertrag
bei Herbert Egoldt und Rock 'O'Rama zu erfüllen, in dem sie noch ein
letztes Album mit ihm aufnehmen. Egoldt hat bis jetzt keinen Pfennig
gezahlt und ein persönlicher Besuch bei ihm bringt einen Scheck über
4000,-- DM. Dies bleibt die erste und letzte Zahlung, die Herbert Egoldt
den Böhsen Onkelz bis heute ausgezahlt hat. Dazu hat Egoldt nun ein
großes Sortiment an Faschobands aus England auf seinem Label versammelt
und die Böhsen Onkelz fühlen sich zunehmend verarscht und unwohl. Um den
Vertrag zu erfüllen und Egoldt dabei so wenig Songmaterial wie möglich
zu liefern, veröffentlichen die Onkelz lediglich 6 Songs auf der "Mexico"
EP. Das dritte Studioalbum "Mexico" mit dem gleichnamigen Stadionknaller
zur Fußballweltmeisterschaft '86 stößt in der Skinheadszene erneut auf
große Zustimmung und gilt bis heute als das dritte und letzte
Skinheadalbum der Böhsen Onkelz.
Der letzte Glatzengig
Zum ersten größeren Ausstiegsimpuls aus der Skinheadszene, der sich über
das nächste Jahr hinziehen sollte, führt ein erneuter Böhse Onkelz Gig
im Berliner Bunker der Faschoband "Kraft durch Froide" am 9.11.85. Die
Böhsen Onkelz sind wegen ihrer länger werdenden Haare und ihrem
veränderten Aussehen bereits seit "Lübeck" im Sommer und seit der
"Alabama Diskussion" im September in der Skinheadszene verpönt. Die
erste Kritik innerhalb der Szene macht sich bemerkbar und zunächst ist
die Band für den Gig im November in Berlin gar nicht eingeplant. Erst
als eine andere Band absagt, kommt man auf die Frankfurter Onkelz
zurück. In dem Bunker in Berlin Wedding finden sich gut 200 Glatzen
zusammen, die von vorneherein klarstellen, auf welcher Seite sie
politisch stehen. Schon vor dem Auftritt der Böhsen Onkelz, skandieren
die anwesenden Skinheads einstimmig mit zum Hitlergruß erhobenen rechten
Armen "Deutschland den Deutschen", "Ausländer raus", und "Sieg Heil".
Man muss den Onkelz den Vorwurf machen, dass sie diesen Gig nicht sofort
abgebrochen haben. Auch wenn die Band am Aufbau dieser Szene mit
beteiligt war und sich anfangs noch nicht im Klaren darüber war, in
welche Richtung ihre Szene marschiert, so muss sie es sich gefallen
lassen, in dieser Phase als ausländerfeindliche rechte Band bezeichnet
zu werden. Selbst wenn die politische Ausrichtung der Band nicht als
rechtsradikal bezeichnet werden kann, und sie sich selbst auch zu dieser
Phase nicht als rechtsradikal empfindet, spricht ihr Publikum doch eine
deutliche Sprache.
Das allerdings fällt nach dem Gig in Berlin
auch den Böhsen Onkelz auf und wo Kevin sich noch heimisch in der Szene
fühlt, wird es den anderen Musikern zu eng. Nach diesem Konzert ist man
sich einig. Die Böhsen Onkelz wollen keine Kultband der Skinheads mehr
sein und ihren Sänger Kevin werden sie schnell überzeugen können. |