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1980
- 2005 |
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1984 - Rock O Rama und der nette
Mann
Im Frühjahr 1984 wird Herbert Egoldt, Inhaber des Rock O Rama
Labels und des gleichnamigen Mailorder Vertriebs aus Brühl auf
die Onkelz aufmerksam. Herbert Egoldt hatte es in den
vorangegangenen Jahren verstanden, den Import mit Independent
Musik zu einem florierenden Geschäftszweig auszubauen. Sein
Label galt während der letzten Jahre als kompetenteste
Institution in Sachen Punk- und New Wave Import. 1984 jedoch
beginnt er seinen Repertoirebereich auf die wachsende rechte
Musikszene in England und Deutschland auszuweiten. Er bietet den
Onkelz einen einseitigen Vertrag über drei Alben an, verspricht
der Band eine Zahlung von 1,-- DM pro verkaufter Platte und
sichert sich die Rechte an den Songs auf Lebzeiten. Die Böhsen
Onkelz sind noch unerfahren im Musikgeschäft und gehen
begeistert auf den Deal ein. 1984 ist für die Böhsen Onkelz das
Schlüsseljahr, in dem sie ihre erste LP "Der nette Mann" in den
Frankfurter MTV Studios mit Lazlo Viragh aufnehmen und sich den
Titel "Kultband der Skinheadszene" sichern. "Der nette Mann" ist
das erste Album einer deutschen Band, deren Mitglieder zu 100%
Skinheads sind und sich auch dieser Szene verbunden fühlen.
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Covershooting 1984
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v.l.n.r. Kevin, Stephan, Gonzo, Pe |
Musikalisch
lässt es bereits die spätere Professionalität und Härte erkennen und
gerade Gonzo hebt sich mit seinem inzwischen weit fortgeschrittenen
Können von der Masse deutscher Bands ab. Die Texte drehen sich fast
ausschließlich um Gewalt, Alkohol und Sex. Gerade das Titelstück in
seiner ganzen Scheußlichkeit, findet bei den Skinheads in Deutschland
großen Anklang. Das Stück "Der nette Mann" handelt von einem
Kindermörder, der getarnt als netter Nachbar praktisch nicht auffindbar
ist, da er sich hinter der Maske des "netten Mannes" versteckt. Der
Song, der in der ersten Person Singular gesungen und mit Kevins rauhem
Organ vorgetragen wird, gilt in Deutschland als massiver Tabubruch. Zum
ersten Mal setzt sich eine Band auf ihre eigene Art und Weise mit dem
Thema Kindesmissbrauch auseinander. Der Täter wird hier als "perverses
Schwein" dargestellt und die "Ich-Form", in der das Lied vorgetragen
wird, sorgt für große Empörung bei den Jugendschutzvereinen, Kommunen
und Gemeinden. Man unterstellt der Band, sie selbst würden zum
Kindermord aufrufen. Ebenso skandalös empfindet man das Lied "Mädchen"
in dem es um nichts anderes als "ficken", "ficken" und nochmals "ficken"
und um "blasen", "blasen" und nochmals "blasen" geht. Der Song
"Frankreich '84", der die anstehende Fußball Europameisterschaft in
Frankreich thematisiert und in dem das Wort "Frankreichüberfall" fällt,
wird später als Hauptgrund für die angeblich faschistoide Gesinnung der
Musiker herhalten müssen. Des Weiteren befindet sich auf dem Debütalbum
"Der nette Mann" das Lied "Deutschland", ein Song, in dem zum ersten Mal
nach dem zweiten Weltkrieg eine deutsche Band die Textzeile "wir sind
stolz darauf, Deutsche zu sein" verwendet. Merkwürdigerweise wird dieser
Song, in den man unverblümt einen übertriebenen und gefährlichen
Patriotismus, hineininterpretieren könnte, bei der späteren Beanstandung
des Albums durch die Bundesprüfstelle, nicht nur nicht besprochen,
sondern, er wird nicht einmal erwähnt.
"Der nette Mann" wird Kult
Das Debüt Album "Der nette Mann" schlägt in der kleinen Skinheadszene,
die in den Verfassungsschutzberichten des Jahres '84 mit ca. 2000
Personen beziffert wird, ein, wie eine Bombe. Die Böhsen Onkelz sind
seit ihrem "Demo" von '83, seit ihrem Gig im Bunker '83 und seit ihrem
ersten Album "Der nette Mann" die Band der Stunde. Die Gerüchte über die
Frankfurter Band innerhalb der Skinheadszene nehmen groteske Formen an
und so schnell, wie die Onkelz sich in der Szene etabliert haben, so
schnell wird es ihnen auch schon wieder zu eng.
Zagabarta
Im Sommer 1984 werden die Böhsen Onkelz von der Berliner Regisseurin
Tabea Blumenschein zu einem Filmdreh eingeladen. Zusammen mit der
Berliner Punkband "Tödliche Doris" liefern sie den Soundtrack. Der Film
"Zagarbarta", der 1985 vom ZDF in der Reihe "Das kleine Fernsehspiel"
ausgestrahlt wird, und der die Böhsen Onkelz in seiner Anfangssequenz
für 4 Minuten während eines gestellten Gigs im Berliner "Loft" zeigt,
gilt mit Recht als der schlechteste Film, der jemals über Punks und
Skinheads gedreht wurde. Später wird der Film oft von den Medien im
Fernsehen fälschlicherweise als "Böhse Onkelz Film" zitiert und muss oft
herhalten als einziges Archivmaterial, das die Böhsen Onkelz als
Skinheadband auf einer Bühne zeigt.
Skinheadszene auch zu eng?
Während Kevin sich in der Skinheadszene aufgehoben und geborgen fühlt
und der Meinung ist, daß er es mit einer wirklichen großen Familie zu
tun hat, erkennen die drei anderen Musiker, Stephan allen voran, dass
auch diese Szene ihre eigenen Schubladen hat und im krassen Gegensatz zu
seinem Freiheitsgefühl steht. Die Vorschriften und Dresscodes, die
Breite der Hosenträger, das Markenbewusstsein der "Glatzen", vom Fred
Perry Hemd zu den Doc Marten's Schuhen, von der Sta Prest Jeans zu den
Bomber Jacken, das alles fängt sehr schnell an zu nerven. Zum
Jahreswechsel 84/85 legen Pe, Gonzo und Stephan die Hosenträger wieder
ab und lassen die Haare wachsen. |