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1982 - Oi wird härter
In England erfährt die Punkbewegung von Seiten der Medien die gleiche Ignoranz wie in Deutschland und viele Gruppen und Grüppchen, die als Punkbands angefangen haben, richten sich nun an der neuen Oi- Bewegung aus. Initiator ist die Band "Cockney Rejects", eine fußballgegeisterte unpolitische Milieu-Band aus der Londoner Arbeiterklasse, die es sich zum Markenzeichen macht, ihre Songs auf der Bühne mit einem hastigen "Oi, Oi, Oi" (Cockney Slang für "Hey") anzuzählen.
"Oi" wird innerhalb kürzester Zeit ein Schlachtruf für eine ganze Generation von jugendlichen Working-Class-Kids, die kaum der Pubertät entwachsen, sich am Wochenende im Stadion mit gegnerischen Fans prügeln. Oi bedeutet zunächst, unpolitisch zu sein, schnellen Punk mit harten Texten zu singen, sich ein wenig "ordentlicher" als die Gossenpunks zu kleiden und vor nichts und niemandem zurückzuweichen. Neben den Cockney Rejects gibt es noch eine große Anzahl an Oi Bands, die dem neuen Trend zu einem schnellen Aufstieg verhelfen. 

Oi-music for FFM-Kids

Foto: B.O. Archiv

Das alles geschieht auch, jedoch mit ca. eineinhalbjähriger Verspätung, in Deutschland. Zunächst bietet "Oi" den deutschen Punks, die weder bei der NDW, noch bei den Anarcho-Punks mitmischen wollen, ein willkommenes Auffangbecken, in dem sie weiterhin ihre unangepasste Musik machen können, ohne sich politisch vereinahmen zu lassen. Während Bands wie Slime aus Hamburg den radikalen linken Weg einschlagen, springen die Onkelz zunächst auf den unpolitischen Oi-Zug auf, der ihnen Gelegenheit genug bietet, ihrem Ärger Luft zu machen. Songs wie "Religion", "Hippies" und "Oi, Oi, Oi" sollen als Nachweis genügen.

Was in Großbritannien schneller vollzogen wird, findet nun auch in Deutschland statt. Die radikale Rechte, beginnt den Stolz und auch den latenten Patriotismus der Oi-Szene für ihre Zwecke zu mißbrauchen. Was in England als eine unpolitische Jugendszene beginnt, die ihre Wurzeln in der Arbeiterklasse sieht, wird schon bald von der ultrarechten "National Front" und dem "British Movement" vereinnahmt. Die Bewegung der "Skinheads" die in England bereits 1969 entstand und der sich die Söhne der Werftarbeiter zugehörig fühlten, war eine Strömung, die ursprünglich zusammen mit den schwarzen jamaikanischen Einwanderern aus der "Rude Boy" Bewegung entstanden war. "Ska" und "Skinheadreggae" waren die vorherrschenden Musikstile der ausgehenden sechziger und beginnenden siebziger gewesen. Mitte der siebziger war die britische Skinheadszene bereits vollständig von der politischen Rechten vereinnahmt und restlos ausgebrannt. Erst die Oi- Bewegung zu Beginn der achtziger beschert der Skinheadbewegung in England einen neuen Schub und dehnt sich auch sehr schnell auf das europäische Festland aus. Ist die Oi- Bewegung zunächst unpolitisch und orientiert sie sich zunächst an den ganz und gar unpolitischen Working Class Bands wie "Cockney Rejects", "Angelic Upstarts", "The Gonads", "Agnostic Front", "The Blitz", "The Business" und "Cock Sparrer" sowie an den "softeren" Ska-Varianten wie "Madness", "The Specials", "Selecter" oder "Bad Manners" so kann man auch 1982/83 in Deutschland bereits den Einfluß der rechten politischen Parteien in diesen Szenen spüren. Der Zusammenhalt der Jugendbewegungen in der Punk- und in der jungen Skinheadszene, kann dem politischen Druck nicht standhalten und fällt sehr schnell einer radikalen Trennung zum Opfer.