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1980
- 2005 |
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1982 - Oi wird härter
In England erfährt die Punkbewegung von
Seiten der Medien die gleiche Ignoranz wie in Deutschland und
viele Gruppen und Grüppchen, die als Punkbands angefangen haben,
richten sich nun an der neuen Oi- Bewegung aus. Initiator ist
die Band "Cockney Rejects", eine fußballgegeisterte unpolitische
Milieu-Band aus der Londoner Arbeiterklasse, die es sich zum
Markenzeichen macht, ihre Songs auf der Bühne mit einem hastigen
"Oi, Oi, Oi" (Cockney Slang für "Hey") anzuzählen.
"Oi" wird innerhalb kürzester Zeit ein Schlachtruf für eine
ganze Generation von jugendlichen Working-Class-Kids, die kaum
der Pubertät entwachsen, sich am Wochenende im Stadion mit
gegnerischen Fans prügeln. Oi bedeutet zunächst, unpolitisch zu
sein, schnellen Punk mit harten Texten zu singen, sich ein wenig
"ordentlicher" als die Gossenpunks zu kleiden und vor nichts und
niemandem zurückzuweichen. Neben den Cockney Rejects gibt es
noch eine große Anzahl an Oi Bands, die dem neuen Trend zu einem
schnellen Aufstieg verhelfen. |
Oi-music for FFM-Kids
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Foto: B.O. Archiv |
Das alles geschieht auch, jedoch mit ca.
eineinhalbjähriger Verspätung, in Deutschland. Zunächst bietet "Oi" den
deutschen Punks, die weder bei der NDW, noch bei den Anarcho-Punks
mitmischen wollen, ein willkommenes Auffangbecken, in dem sie weiterhin
ihre unangepasste Musik machen können, ohne sich politisch vereinahmen
zu lassen. Während Bands wie Slime aus Hamburg den radikalen linken Weg
einschlagen, springen die Onkelz zunächst auf den unpolitischen Oi-Zug
auf, der ihnen Gelegenheit genug bietet, ihrem Ärger Luft zu machen.
Songs wie "Religion", "Hippies" und "Oi, Oi, Oi" sollen als Nachweis
genügen.
Was in Großbritannien schneller vollzogen wird, findet nun auch
in Deutschland statt. Die radikale Rechte, beginnt den Stolz und auch
den latenten Patriotismus der Oi-Szene für ihre Zwecke zu mißbrauchen.
Was in England als eine unpolitische Jugendszene beginnt, die ihre
Wurzeln in der Arbeiterklasse sieht, wird schon bald von der
ultrarechten "National Front" und dem "British Movement" vereinnahmt.
Die Bewegung der "Skinheads" die in England bereits 1969 entstand und
der sich die Söhne der Werftarbeiter zugehörig fühlten, war eine
Strömung, die ursprünglich zusammen mit den schwarzen jamaikanischen
Einwanderern aus der "Rude Boy" Bewegung entstanden war. "Ska" und
"Skinheadreggae" waren die vorherrschenden Musikstile der ausgehenden
sechziger und beginnenden siebziger gewesen. Mitte der siebziger war die
britische Skinheadszene bereits vollständig von der politischen Rechten
vereinnahmt und restlos ausgebrannt. Erst die Oi- Bewegung zu Beginn der
achtziger beschert der Skinheadbewegung in England einen neuen Schub und
dehnt sich auch sehr schnell auf das europäische Festland aus. Ist die
Oi- Bewegung zunächst unpolitisch und orientiert sie sich zunächst an
den ganz und gar unpolitischen Working Class Bands wie "Cockney Rejects",
"Angelic Upstarts", "The Gonads", "Agnostic Front", "The Blitz", "The
Business" und "Cock Sparrer" sowie an den "softeren" Ska-Varianten wie "Madness",
"The Specials", "Selecter" oder "Bad Manners" so kann man auch 1982/83
in Deutschland bereits den Einfluß der rechten politischen Parteien in
diesen Szenen spüren. Der Zusammenhalt der Jugendbewegungen in der Punk-
und in der jungen Skinheadszene, kann dem politischen Druck nicht
standhalten und fällt sehr schnell einer radikalen Trennung zum Opfer.
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